Digital Value Creation in der Private Equity- und Family Office-Branche

Kurzbeschreibung (In Englisch)

Hintergrund

  • Digital Value Creation wird für Private Equity- (PE) und Family Office-Investoren (FO) zunehmend wichtiger. Bislang existiert jedoch noch keine fundierte Erhebung, die Orientierung in diesem noch relativ neuen Thema bietet – die vorliegende Studie schließt nun diese Lücke.
  • Befragung von 82 in Deutschland aktiven Private Equity-Investoren mit Buyout- und Distressed-Fokus sowie Family Offices mit insgesamt rund 1.100 Portfoliogesellschaften – 46 % der befragten Investoren mit Assets under Management (AuM) <500 Mio. EUR, 16 % mit AuM >10 Mrd. EUR.

WHY: Was bringt Digital Value Creation?

  • Bereits für börsennotierte Unternehmen belegter „Digital Value Creation“-Effekt nun auch für nicht-börsennotierte Unternehmen nachgewiesen – a. durch organisches Umsatzwachstum, Effizienzverbesserungen und Multiple-Steigerungen.
  • EBIT-Margenverbesserung: Steigerung um mehr als 1,5 Prozentpunkte bei sieben von zehn Investoren – 13 % erreichen sogar >4,5 Prozentpunkte.
  • Multiple Expansion: Steigerung um einen Wert zwischen 0,5x und 2x bei 83 % der Investoren – 8 % erreichen sogar Zuwachs von >2x.

WHAT: Welche digitalen Werthebel gibt es und wie wirken diese?

  • Drei digitale Werthebel, die sich grundsätzlich hinsichtlich Amortisationszeiten und Business Case-Risiko unterscheiden: Prozessdigitalisierung, Digitales Marketing & Vertrieb sowie Digitale Services & Geschäftsmodelle – jeweilige Relevanz abhängig von Branche, Geschäftsmodell und Unternehmenssituation.
  • Prozessdigitalisierung grundsätzlich mit schnellster Amortisation, geringstem Risiko und höchster branchenübergreifender Relevanz –Digitale Services & Geschäftsmodelle mit durchschnittlich längster Amortisation und höchstem Risiko. Einzelne Use Cases jedoch mit hoher Streuung und Abhängigkeit von individueller Situation.
  • Durchschnittliche EBIT-Margensteigerungen (in Prozentpunkten): Prozessdigitalisierung (2,6), Digitales Marketing & Vertrieb (2,9), Digitale Services & Geschäftsmodelle (2,7) – Performance positiv korreliert mit Größe, Erfahrung und Expertise der Investoren.

HOW: Wie gelingt Digital Value Creation?

  • Bewährtes vierstufiges Vorgehen für Digital Value Creation von Struktur Management Partner: (1) Digitale Reife bestimmen, (2) Digitalstrategie definieren, (3) „Enabler“ etablieren/ professionalisieren und (4) digitale Werthebel skalieren.
  • Nur 6 von 10 Investoren schätzen die eigene digitale Expertise als hoch oder sehr hoch ein. Dennoch erreichen 8 von 10 PE-/FO-Investoren ihre digitalen Wertsteigerungsziele – und sind damit deutlich besser als andere Unternehmen.
  • Für Analyse und Realisierung digitaler Potenziale setzen FOs vor allem auf Experten in den Portfoliounternehmen selbst, eigene Experten und schließlich auf Unternehmensberatungen – bei PEs stehen Unternehmensberatungen an erster Stelle.
  • Die drei wichtigsten „Enabler“ laut den Studienteilnehmern: IT-Sicherheit, Data Warehouse und kulturelle sowie organisatorische Veränderungen. Die drei wichtigsten Fähigkeiten: Prozessdigitalisierung, Data Analytics und IT-Sicherheit. Die drei größten Barrieren: Mangelndes Know-how, Unternehmenskultur und komplexe/ veraltete IT-Infrastruktur.
  • Besonders erfolgreich bzgl. Digital Value Creation sind v.a. größere Investoren mit einem internen Operations-Team aus dem PE-Segment (vs. FO), die eine tiefe und breite Digitalexpertise sowie einen längeren entsprechenden Track Record aufweisen. Diese Investoren legen einen starken Fokus auf die Themen IT-Sicherheit, Daten sowie kulturelle und organisatorische Veränderungen und nutzen bereits intensiv KI.

Ausblick & Thesen

  • 9 von 10 Investoren erwarten zukünftig weiter (stark) zunehmende Bedeutung von Digital Value Creation.
  • Thesen: (1) Digital Value Creation hält zunehmend auch bei Investoren mit Sitz in Deutschland und Midcap-Fokus Einzug – vor allem bzgl. Prozessdigitalisierung, IT-Kosteneffizienz und GenAI, (2) Investoren digitalisieren verstärkt auch ihre internen Prozesse, um schneller und effizienter zu werden, (3) angesichts längerer Haltedauern und einer immer kürzeren Halbwertszeit etablierter Geschäftsmodelle gewinnen digitale Geschäftsmodellinnovationen an Bedeutung.

 

Autoren

Kammerlander, Nadine; Strnad, Pascal; Sonnenberg, Yannik (2024). Vallendar: WHU, Institut für Familienunternehmen und Mittelstand